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Entwicklung des Kriegsspielzeugs nach dem 2. Weltkrieg in der BRD

Nach dem 2. Weltkrieg verschwand das Kriegsspielzeug zunächst völlig vom Markt. Es wurde verpönt und geächtet, man distanzierte sich bedingungslos davon, und befürwortete stattdessen eine Friedenspädagogik.

Im Jahr 1950 wurde zum ersten mal von CDU-Frauen ein Antrag gestellt, den Vertrieb und die Herstellung von Kriegsspielzeug jeglicher Art in der Bundesrepublik gegenwärtig und zukünftig zu verhindern. So argumentiert Frau Hutte, FDP, in der Debatte (zitiert bei [61]):

...daß der Gedanke an alles mit dem Krieg verbundene, wie Schießgewehre, Pistolen, Kanonen, Panzer und Soldatentum selbst Atombomben en miniature ...aus der Umgebung des Kindes ausgeschaltet werden ...

Der Bayern-Partei abgeordnete Decker (bei [61]):

...Zweifellos erzieht das Kriegsspielzeug zur Glorifizierung des Krieges und vor allem dazu den Mord, die Tötung eines Menschen, wenn er als Gegner auftritt leicht hinzunehmen ...

Der Abgeordnete Dopf ([97], S.249):

...Hätten wir schon damals Bleisoldaten, Säbel, Schießgewehr aus der Spielzeugkiste unserer Kinder verbannt, dann wären unsere Kinder nicht so begeistert in den Krieg gezogen ...

Tenor der Redebeiträge war, daß jegliches Waffengerät im Zusammenhang mit Krieg steht und eine Versuchung für das Kind darstellt; Kriegsspielzeug hat eine eindeutig kriegsfördernde Wirkung; der Schutz der Kinder ist höher zu werten als die Interessen der Spielzeugindustrie. Der Antrag der CDU zur Ächtung von Kriegsspielzeug wurde angenommen. Während Adenauer 1949 erklärte [109] : ...die Aufstellung einer Deutschen Wehrmacht kommt nicht in Frage ... tritt die Bundesrepublik 1955 in die NATO ein, die Bundeswehr wird gegründet. In genau dieser Zeit begann man wieder mit der Produktion von Kriegsspielzeug, noch primär mit Abbildungen von US-Soldaten. Im Vordergrund standen aber doch Cowboys, Ritter und die ersten Weltraumfiguren (Einsetzen der Weltraumfahrt). Der Markt und somit die Gesellschaft wurden wohl so beurteilt, daß indirektes Kriegsspielzeug als ungefährlicher eingestuft wurde.

Mit dem Aufkommen einer ersten Friedensbewegung (Ostermärsche) entbrannten erneut Diskussionen um Kriegsspielzeug. Einerseits wurde nun eingeräumt, daß es zur realen Welt gehört und man es deshalb nicht verbieten dürfe, andererseits wurden charakterliche und seelische Schädigungen bei Kindern befürchtet. Mit den ersten Anti-Vietnam Demonstrationen und der Love and Peace Bewegung (nicht nur in Deutschland), wurde alles, was mit Krieg zu tun hatte, und damit auch das Kriegsspielzeug, insbesondere von den intellektuellen und politisch Verantwortlichen wieder stärker geächtet. Allerdings zeigte sich, daß die Absatzzahlen der Spielzeugindustrie davon relativ unberührt blieben.

In jüngster Zeit wurden im Zusammenhang mit Neo-Nazi Umtrieben wieder verstärkt Versuche unternommen, typisches Kriegsspielzeug wie Figuren und ähnliches zu verbieten. Im Vordergrund stand dabei aber meist das Verbot nationalsozialistischer Symbole und Abbildungen, (dieses Verbot wurde nun auch vom Bundestag verabschiedet). Kriegsspielzeug generell wurde in den Diskussionen aber nie ernsthaft in Frage gestellt. Ganz im Gegenteil, es kamen neue Kriegspielzeug Gattungen, wie entsprechende Videospiele etc. hinzu.

Allgemein war also die Öffentlichkeit, bis ca. 1950 und sicher seit ca. 1968 wieder, gegen Kriegsspielzeug eingestellt. Dies jedoch nicht so stark, daß es vom Markt verschwunden wäre. Zum einen scheint echte Nachfrage nach klassischem Kriegsspielzeug zu bestehen, zum anderen hat es die Spielzeugindustrie verstanden, durch neue Ausweichprodukten, den Käufern (meist die Eltern) die Hemmung zum Kauf von Kriegsspielzeug zu nehmen.


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Sat Aug 19 17:12:38 CEST 2000